Die dritte Runde des Neckar-Opens hatte es in sich. Am frostig kalten, meist verregneten Karfreitag gab es spannende, taktische Partien zu bestaunen. Das Spitzenfeld fängt langsam an, sich zu formieren. 26 Spieler haben noch eine reine Weste, darunter eine Vielzahl an aktuellen und ehemaligen deutschen Jugendlichen wie Hagen Poetsch, Melanie Ohme, Filiz Osmanodja, Jonas Lampert, Philipp Wenninger und Thore Perske.
Matthias Blübaum hat sich dagegen schon morgens für alle Ewigkeiten aus der 100%-Gruppe des diesjährigen Turniers verabschiedet, Dennis Wagner spielte in der dritten Runde auch nur Remis.
Ein weiterer Jugendlicher, dazu noch aus der Stuttgarter Region, hätte ebenfalls mit etwas Glück mit 100% dabei sein können. Mark Kvetny und sein Gegner, Alexander Bachmann aus Paraguay lieferten sich eine wilde Schlacht, die alles zu bieten hatte: Wilde Schlagvarianten, gegenseitige Mattangriffe, Zeitnot... Am Ende hatte der Favorit das bessere Ende für sich.
[pgn autoplayMode=none]
[Date "2014.04.18"]
[Round "3.3"]
[White "Bachmann, Axel"]
[Black "Kvetny, Mark"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "r2q1rk1/pp4b1/3p2np/2pNn1p1/1PP1Npb1/PQ1P2P1/1B3PBP/R3R1K1 b - - 0 18"]
[PlyCount "50"]
[EventDate "2014.??.??"]
[TimeControl "120+19"]
[WhiteClock "1:59:00"]
[BlackClock "0:15:45"]
18... Qd7 19. bxc5 {Der schwarze Damenflügel wird gerade zerstört, seine
Chancen liegen aber in einem Mattangriff gegen den weißen König. Und die
Chancen sind nicht schlecht!} Bf3 20. Bxe5 Nxe5 21. d4 Bxg2 22. dxe5 (22. Kxg2
f3+ 23. Kh1 Qh3 24. Ne3 Ng4 {und Matt.}) 22... Qh3 $2 {Kvetny will mattsetzen.
Dieser Versuch erschien den beiden so normal, dass sie nach der Partie nichts
anderes analysiert haben. Dabei sollte Schwarz hier eigentlich verlieren, was
im Eifer des Gefechts schwer zu würdigen ist.} (22... Bxe4 23. Rxe4 dxe5 {mit
ungefährem Ausgleich war geboten.}) 23. Ne7+ $2 (23. cxd6 {und es zeigt sich,
dass Schwarz keine Drohungen aufstellen kann. Sobald der Bauer nach f3 geht,
hält ein weißer Springer von e3 alles zusammen, während die Bauern d6 und e5
das Rennen machen.} f3) 23... Kh8 24. Ng6+ Kg8 25. Nxf8 Rxf8 {Kvetny wollte
gewinnen. Nach} (25... f3 {endet die Partie schnell mit einem Remis: Nach} 26.
Qd3 Bh1 27. Qf1 Bg2 28. Qd3 {kommen beide Seiten nicht gut aus der
Endlosschleife raus.}) 26. Qd3 Bxe5 (26... f3 {verlor hier bereits:} 27. Nf6+
Bxf6 (27... Rxf6 28. exf6 Bh1 29. Re8+ Kf7 30. Re7+ Kf8 31. fxg7+ Kxe7 32.
Qxd6+ Kf7 33. Qf8+ {und Weiß setzt matt, nicht Schwarz.})) 27. Ra2 (27. Qd5+
Kg7 28. Nxg5 hxg5 29. Qxg2 Qxg2+ 30. Kxg2 Bxa1 31. Rxa1 dxc5 {ergibt nur
Ausgleich.}) 27... f3 {Wieder droht Schwarz den Endlosmechanismus, beginnend
mit ...Lh1 zu starten. Doch erst einmal ist Bachmann dran. Den beiden lief die
Zeit davon.} 28. Qd5+ Rf7 (28... Kh7 {war "einfacher"} 29. Nxd6 Bh1 30. Qe4+
Kg8 31. Qd5+ Kh7) 29. Nxd6 Bxd6 30. Re6 $1 {Ein super Gewinnversuch.} (30. cxd6
Bh1 31. Re8+ Kg7 32. Qe5+ Rf6 33. Qe7+ Kg6 34. Rg8+ Kh5 35. Qe8+ Kg4 36. Qe4+
Kh5 {war eine Möglichkeit, Remis zu machen.}) 30... Bf1 (30... Bh1 {ließ den
Bauern auf f3 gedeckt und forcierte daher} 31. Rg6+ Kh8 32. Rxh6+ Qxh6 33. Qxf7
Qh3 34. Qf6+ {mit Dauerschach}) 31. Rg6+ Kh8 32. Rxh6+ Qxh6 33. Qxf7 Be2 {Nun
muss Schwarz für den halben Punkt arbeiten, in diesem Fall sogar blitzen.
Jeder noch ein paar Minuten, und das in diesem Chaos!} 34. Qe8+ Bf8 35. Rd2 g4
36. Qe5+ Kg8 37. Qd5+ Kh8 38. h4 gxh3 39. Kh2 Bg7 $2 {Danach wird aus einer
(praktisch) schweren Lage eine hoffnungslose.} (39... Bxc4 {brachte den Läufer
nach Hause und entfernte einen wichtigen Bauern, er hätte kämpfen können. So
aber...}) 40. Qd8+ Kh7 41. Rd7 Bxc4 42. Rxb7 Qe6 $2 43. Qd4 1-0
[/pgn]
Die beiden Akteure Bachmann und Kvetny bei ihrem Zeitnotkrimi
Sein Glück zeitweilig aufgebraucht haben dürfte auch Arkadij Naiditsch. Nach seinem etwas glücklichen Sieg in der zweiten Runde kostete ihn ein grobes Übersehen gegen den Schweizer Noël Studer (Elo 2336) sofort die Partie.
Richard Rapport marschiert dagegen bisher mit Siebenmeilenstiefeln durch das Turnier. Dritte Runde - der dritte schnelle Sieg und viel Zeit zum Kartenspielen für den jungen Ungarn, der mit Linksspringern und g-Bauern experimentiert.
Auch an den Brettern 3 und 4 gab es Blitzsiege vom Tschechen Victor Laznicka und Serben Ivan Ivanisevic:
[pgn autoplayMode=none]
[Date "2014.04.18"]
[Round "3.3"]
[White "Laznicka, Viktor"]
[Black "Burnier, David"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "51"]
[EventDate "2014.??.??"]
[TimeControl "120+53"]
[WhiteClock "1:56:00"]
[BlackClock "1:03:00"]
1. d4 Nf6 2. c4 g6 3. Nf3 Bg7 4. g3 d5 5. cxd5 Nxd5 6. Bg2 Nb6 7. Nc3 Nc6 8. e3
O-O 9. O-O Re8 10. a3 Bd7 11. h3 e5 12. d5 Ne7 13. Nd2 c6 14. dxc6 Bxc6 15. e4
Bd7 16. a4 Be6 17. a5 Nc4 18. Nxc4 Bxc4 19. Re1 Nc6 20. Qa4 Be6 21. Nd5 Nd4 22.
h4 Rc8 23. Bg5 {Weiß hat so gar nichts aus der Eröffnung rausgeholt. Wegen der
Gabeldrohung auf c2 könnte man nach einem normalen Zug wie 23...Dd6 höchstens
Schwarz minimal bevorzugen. Abgesehen davon, dass natürlich ein Malheur wie 23.
..f6?? ab und zu mal passieren kann, kann man sich aber auch fragen, was
Schwarz darauf eigentlich als Antwort erwartet hat. Auf jeden Läuferrückzug
gewinnt schließlich 24...Sc2 eine Qualität. Und das soll der Fast-und
Ex-2700er einfach so übersehen haben?} f6 $4 24. Bxf6 $1 Bxf6 $2 {Statt eines
langen Leidensweges nach 24...Dd6 wählt Schwarz das Harakiri.} 25. Qxe8+ Qxe8 und Schwarz gab auf.
[/pgn]
[pgn autoplayMode=none]
[Date "2014.04.18"]
[Round "3.3"]
[White "Ivanisevic, Ivan"]
[Black "van Kerkhof, David"]
[Result "1-0"]
[PlyCount "33"]
[EventDate "2014.??.??"]
[TimeControl "120+24"]
[WhiteClock "2:00:00"]
[BlackClock "0:56:04"]
1. d4 Nf6 2. c4 b6 3. f3 Nc6 4. Nc3 e6 5. e4 d5 {Zumindest eigenwillig. An
alle Kinder: Bitte nicht zuhause nachmachen!} 6. e5 Ng8 7. cxd5 exd5 8. Bb5 Qd7
9. Nge2 a6 10. Ba4 Bb4 11. O-O Nge7 12. Nf4 b5 13. Bb3 {Nun hängt der schwarze
Bauer d5, vernünftig gedeckt werden kann er nicht mehr, auf c6 steht seit Zug
3 ein recht nutzloser Springer. 13...Lxc3 war ihm wohl zu trostlos, also
versuchte er noch} Nxd4 14. Qxd4 c5 {in der Hoffnung auf eine Bauernlavine,
mit der sich zumindest noch ein paar Tempi gegen den weißen Figuren gewinnen
ließen. Aber...} 15. e6 fxe6 16. Qxg7 Ng6 17. Qh6 {Eine Figur ist weg und das
sind nicht die einzigen Verluste, die bald folgen. Schwarz gab auf.} 1-0
[/pgn]
Morgen stehen einige reizvolle Duelle an, die beim Webradio natürlich ausführlich besprochen werden.
Filiz Osmanodja
Am meisten freue ich mich auf das Minimatch im Stile der "Snowdrops vs. Oldhands" - Showturniere in Tschechien. Die Begegnungen Osmanodja - Skembris sowie Ohme - Epishin stehen nämlich auf dem Tagesplan.
Und zum Ende nocheinmal der Soundtrack zur Runde 3: